Georg Adolph Demmler

Wohnhaus des Architekten, Stadtplaners und liberalen Politikers
Georg Adolph Demmler

Er prägte nicht nur als Hofbaumeister mit seinen prächtigen Bauten das Stadtbild Schwerins, sondern engagierte sich auch auf politischer Ebene im Schweriner Bürgerausschuss und Berliner Reichstag für die Freiheit und Rechte der Arbeiter.

Georg Adolph Demmler, Schwerin – Stadtarchiv Schwerin

Politisches Wirken für Freiheit

Georg Adolph Demmler, Sohn eines Schornsteinfegermeisters, besuchte bis 1819 das Gymnasium in Güstrow, wo er sich einer Schülervereinigung, der "18. October Schaar", anschloss.
Hier erhielt er die ersten Anregungen zum freiheitlichen Denken.1
In Berlin, seiner Geburtsstadt, absolvierte er ein Studium an der Bauakademie als Student von Karl Friedrich Schinkel und Friedrich Gottfried Schadow.
Dort genoss Demmler gemeinsam mit einem mecklenburgischen "Compagnon" ein "... sehr vergnügtes Leben".1 1832 wurde er wegen der Mitgliedschaft in der geheimen Burschenschaft "Arminia", einer illegalen Studentenverbindung an deutschen Universitäten, von der Hochschule verwiesen. Infolge der Bewerbung und der Fürsprache Schinkels beim Großherzog Friedrich Franz I gelang dem jungen Architekten und Freiheitsdenker die Aufnahme in den mecklenburgischen Staatsdienst.
Zunächst avancierte Georg Adolph Demmler vom Baugehilfen zum Landbaukondukteur (ähnlich eines Bauingenieurs heute) beim damaligen Oberlandbaumeister Carl Heinrich Wünsch und wurde schließlich zum Hofbaumeister ernannt. Vier Jahre später, 1841 verlieh man ihm den Titel "Hofbaurat".
Die Residenzstadt des Großherzogtum Mecklenburg-Schwerins wurde die neue Heimat von Georg Adolph Demmler. Während seiner Tätigkeit als Architekt in Mecklenburg-Schwerin trat Demmler der Freimaurerloge "Hypokratis" bei. Diese pflegte traditionelles und liberales Gedankengut. Obwohl er zu den reicheren Bürgern gehörte, engagierte er sich stark als "Fürsprecher und Förderer von Arbeitsinteressen"1 für soziale Belange, gerechte Löhne sowie eine Krankheits- und Unfallversicherung für Arbeiter und Handwerker.
Nach der Fertigstellung und Bezuges seines Wohnhauses am Pfaffenteich erhielt Demmler das Recht in den Bürgerausschuss (Stadtvertretung) gewählt zu werden.
"Von 9 Stimmen waren 7 auf den Herrn Hofbaurath Demmler gefallen, derselbe hatte also die absolute Majorität für sich und war damit zum Bürgerrepräsentanten auf die nächstfolgenden 6 Jahre für den vierten Wahlbezirk erwählt ..."1
Demmler wurde damit im Januar 1846 zum neuen Mitglied des Schweriner Bürgerausschusses.
Im Bürgerausschuss setzte er sich für Pressefreiheit, eine Reform der Kommunalgesetze und für eine Verfassungsreform ein. Im Rahmen der Revolution 1848/49 verstärkte sich sein politisches Engagement.
Durch den "Freienwalder Schiedsspruch" (Aufhebung der Verfassung und Ungültigkeit der geplanten Neuwahlen des Landtages Mecklenburg-Schwerins) vom 11. September 1850 wurde Demmler wegen "Illoyalität" 1851 von der neu eingesetzten Regierung Friedrich Franz II stark unter Druck gesetzt.
Von der großherzoglichen Regierung vor die Wahl gestellt, sein Amt als Hofbaurat zu verlieren oder auf seine politischen Aktivitäten zu verzichten, wählte er die Freiheit der politischen Bestätigung.
Er kündigte sein Amt und verließ freiwillig den Bürgerausschuss. In der Folgezeit wurde er in Deutschland und europaweit aktiv. Er nahm an Kongressen teil und engagierte sich in der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung.
Nach langen Reisen kehrte Georg Adolph Demmler schließlich nach Schwerin und in den Bürgerausschuss zurück.
Als ein sehr obrigkeitskritisches Mitglied trat er aktiv gegen die Gründung des "Norddeutschen Bundes" und die Bismarcksche Einigungspolitik auf. Er befürchte, den Verlust eines Teils der mecklenburgischen Souveränität.4
Nach der Reichsgründung sah der Liberale eine Chance für sich und kandidierte 1874 zur Wahl des 2. Deutschen Reichstages.
Er gehörte verschiedenen Parteien an, unter anderem der "Deutschen Volkspartei" (DVP) und dem "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" (ADAV).
Von 1877 bis 1881 war der hochbetagte Demmler Abgeordneter der SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei), dem Vorläufer der SPD, im Deutschen Reichstag zu Berlin.
Als schließlich 1878 die "Sozialistengesetze" erlassen wurden, die die Parteien verbieten und so einen gedachten Sturzversuch des Kaisers verhindern sollten, schied Demmler aus seinem politischen Leben aus. Er sah sich verstärkter Hetze und Verleumdungen ausgesetzt.
G. A. Demmler starb am 2. Januar 1886 in seinem Wohnhaus am Schweriner Pfaffenteich im Alter von 81 Jahren.


Georg Adolph Demmler als Stadtarchitekt Schwerins
Die Spuren des mecklenburgischen Baumeisters sind bis heute fast vollständig erhalten und prägen das Stadtbild Schwerins.
Übersicht der wichtigsten Bauwerke deren Architektur von Georg Adolph beeinflusst wurde.

    - Staatskanzlei an der Schlossstraße (1823 – 1834)
    - Marstall auf der Wadewiese (1837 – 1842)
    - Arsenal am Pfaffenteich (1840 – 1844)
    - Demmlerhaus am Pfaffenteich (1842)
    - Schweriner Schloss (1845)


Quellen:

1 Krempien, Margott; Schweriner Schlossbaumeister G. A. Demmler (1804 – 1886), Eine Biographie; Demmler Verlag, Schwerin 1991 (ISBN: 3-910150-06-3)
S.: 8 – 26; 28; 56 – 71; 73 – 78; 82 – 92
2 Kultur Portal Mecklenburg-Vorpommern
http://www.kulturportal-mv.de/index.phtml?showdata-113&Instanz=174&Datensatz=13
3 Schlossstadt Schwerin
http://www.schwerin.com/de/schaetze/architektur/demmlers-werk/
4 Enzyklo.de
http://www.enzyklo.de/Begriff/Freienwalder%20Schiedsspruch

Bilder und Materialien

Krempien, Margott; Schweriner Schlossbaumeister G.A.Demmler (1804 – 1886), Eine Biographie; Demmler Verlag, Schwerin 1991; S. 98