Lewis Marcus

WOHNHAUS UND KANZLEI DES ANWALTS LEWIS MARCUS (1809-1881)

Erster Jüdischer Anwalt in Mecklenburg
Entschiedener Vorkämpfer der jüdischen Emanzipation und Integration
Führender Vertreter der Revolution von 1848/1849
1876 Ernennung zum Ehrenbürger von Schwerin

Anwalt Lewis Marcus Hier lebte der jüdische Rechtsanwalt Dr. Lewis Marcus von 1809-1881.
Die jüdische Gemeinschaft war Anfang des 19.Jahrhunderts bei den Einwohnern Mecklenburgs nicht hoch angesehen. So wünschte sich die Mehrzahl der Bürger die Ausweisung der Juden und nur eine kleine Zahl war anderer Meinung und "begründet[e] ihr Urteil auf Glaubenstoleranz"1.
Infolgedessen stimmte der Landtag mit 38 zu neun Stimmen gegen die Zulassung der Juden für die Advokatur (Anwaltschaft). Trotzdem genehmigte der Großherzog 1832 dem Juden Lewis Marcus die Niederlassung in Schwerin. Somit wurde er der erste jüdische Anwalt in ganz Mecklenburg.
Durch seine äußerst liberale Haltung entwickelte er sich zum entschiedenen und erfolgreichen Vorkämpfer der jüdischen Emanzipation und Integration. Er avancierte zu einem führenden Vertreter der Revolution von 1848/49 in Mecklenburg. Ab 1849 verlieh man das Schweriner Bürgerrecht auch an jüdische Einwohner, auch an Marcus selbst, durch den Magistrat (der Vorläufer der heutigen Stadtverwaltung).
Am 22. April 1848 wurde Marcus als einer von sieben jüdischen Mitgliedern der Frankfurter Nationalversammlung aufgenommen und gehörte dadurch zu den 600 Juden in 19 deutschen Staaten, die politisch auf Landes- und Bundesebene aktiv waren. Außerdem war er der erste Jude, der ins Mecklenburgische Parlament gewählt worden war.
1876 würdigte ihn die Stadt für sein jahrzehntelanges Wirken mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft2.
Nach seinem Ruhestand zog Marcus zu seinen Töchtern nach England, wo er am 7. Oktober 1881 in Manchester starb.

"Verleihung der Ehrenbürgerschaft Schwerins an Lewis Marcus, 8.9.1876
Der Magistrat der Residenzstadt Schwerin ersucht den Herrn Advocat Doctor juris Lewis Jacob Marcus als Anerkennung Seiner Verdienste um die Stadt in Seiner vieljährigen Thätigkeit als Mitglied des Bürger-Ausschusses, Seiner seltenen Berufstreue und hohen Uneigennützigkeit als Rechtsanwalt, Seines langjährigen Wirkens in der hochgeachteten Stellung als Vorstand der israelitischen Gemeinde hieselbst bei Seinem Scheiden von hier nach mehr als vierzigjähriger Thätigkeit und als Ausdruck des Dankes und der hohen Verehrung das Ehrenbürgerrecht dieser Stadt mittels der gegenwärtigen Urkunde annehmen zu wollen.
Vollzogen Schwerin am 8. September 1876.
Der Magistrat."2

(Quelle in ursprünglicher Rechtschreibung)


Quellen:

1 Stadtarchiv Schwerin, M 65, Magistrat an Regierung (18.9.1819)
2 Stadtarchiv Schwerin, M 6925, Magistrat, "Verleihung der Ehrenbürgerschaft Schwerins an Lewis Marcus, 8.9.1876"