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Neue Ausstellung im Schleswig-Holstein-Haus 09.04.2014

Alexander Neroslow – Ein Malerleben im 20. Jahrhundert

Am 10. April eröffnet im Schleswig-Holstein eine neue Ausstellung mit Aquarellen, Ölbildern und Zeichnungen des heute nahezu vergessenen Malers Alexander Neroslow. Die Sujets seiner Bilder reichen von Landschaften über Porträts bis zu Blumenstücken und zeichnen sich durch einen eigenen bis zur Vervollkommnung ausgebildeten Malstil aus, der aber die Einflüsse anderer Stile des 20. Jahrhunderts immer wieder durchscheinen lässt.
1891 als Sohn eines wohlhabenden Reeders und Kaufmanns in St. Petersburg geboren, geht Alexander Neroslow wie viele seiner Landsleute zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach
Deutschland, um in Dresden Architektur zu studieren. Vermutlich bewirkten das geistige Klima der damaligen Kultur- und Kunstmetropole Dresden, Neroslows früh entwickelte Neigung zur Bildenden Kunst und die Ereignisse des Ersten Weltkriegs seine konsequente Hinwendung zur Malerei.Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird er als russischer Staatsbürger in Meißen interniert. Dort trifft er andere Künstler und freundet sich unter anderem mit Lasar Segall an. 1916
nach Berlin gekommen, arbeitet er als Vergrößerungsretuscheur in einem Fotostudio. Er nutzt die Gelegenheit, sich abends in der Kunstschule bei Lovis Corinth Malerei zu studieren. Ende 1917 kehrt er nach Dresden zurück, arbeitet weiter als Retuscheur und heiratet Gertrud Meissner. Dort findet er gemeinsam mit Lassar Segall auch den geistigen Austausch in Künstlerkreisen und den Kontakt zu Bildenden Künstlern der Moderne wie dem späteren Repräsentanten der „Dresdner Secession“ Otto Griebel, Musikern und Literaten. Auch Otto Dix erschien häufiger in dem Kreis. Hier setzte er sein Studium an der Kunstschule von Edmund Kesting fort, der als Befürworter des Expressionismus und des Abstrakten.
Ab 1921 ist Neroslow freischaffend als Kunstmaler tätig. Er erwirbt er sich einen Namen mit
Naturschilderungen, wobei der Ideengehalt durch die Farbe erschlossen wird. Ein lockerer
Pinselstrich und die teilweise expressive und unkonventionelle Farbkomposition von Blau,
Orange, Grün oder Violett verdichten sich zu ausdrucksstarken Bildern.
Künstler wie Lovis Corinth, Karl Schmidt-Rottluff, Hans Grundig und Otto Dix geben ihm
schöpferische Impulse. Anklänge an die Maler der „Brücke“ lassen vermuten, dass er in seiner Dresdener Zeit auch diese expressionistische Künstlergruppe kennenlernt. Während Segall sich ganz dem Expressionismus verschreibt, bringt Neroslow in seiner Aquarelltechnik in zwei Jahrzehnten einen ganz persönlichen Stil zu hoher Vollkommenheit.
In seiner Grundhaltung humanistisch-sozialkritisch gehört er 1929 zu den Gründungsmitgliedern der Dresdner ASSO, ohne dass er jemals der KPD beitrat. Auch anklagende sozialkritische Darstellungen, die das menschliche Elend thematisieren, oder propagandistische Arbeiten sind von Neroslow nicht überliefert.
Seine Bilder verdeutlichen die innere Stimmungslage des Malers, sind nicht geistige
Auseinandersetzung mit der Welt, sondern emotionales Erleben. Seine Ehefrau Gertrud bezeichnet seine Aquarelle als „gemalte Gedichte“ und Hans Grundig nennt sie „stimmungsvoll einsame Landschaften“.
Nach der Haft im Zuchthaus Waldheim von 1942 bis 1945 zieht es Neroslow ab 1946 mehr und mehr an die Ostseeküste. Das wechselnde Licht am Meer, die unendlich weite Landschaft und die Menschen faszinieren ihn und regen ihn zu vielen Bildern an. Die Liebe zur Landschaft und ab den 1950er Jahren zu Valeska Lenz, die er in Wieck kennenlernt, lassen ihn sich in Wieck niederlassen. Dieser Ort auf dem Darß und Leipzig bilden nach dem Tod seiner ersten Frau 1957 die Lebensmittelpunkte für Alexander und Valeska, die schließlich 1967 seine zweite Ehefrau wird. Im Gegensatz zu den leicht düsteren, schweren, oftmals sehnsuchtsvollen Bildern des Frühwerks und den Arbeiten im Zuchthaus Waldheim prägt sein Spätwerk die Leichtigkeit und Farbigkeit der weiten Landschaft, ob in Sachsen oder an der Ostsee.
Der 1929 in Waldheim geborene Rudolf Horn, Möbeldesigner und Professor für Design an der Hochschule für Kunst und Design Halle-Burg Giebichenstein, lernt Neroslow nach dessen Haft im Zuchthaus Waldheim kennen und erinnert ihn als „feinsinnigen Maler mit noblen, farbig verhaltenen Landschaften. Noch bevor ich ihm persönlich begegnen konnte, fesselten mich in Ausstellungen seine Aquarelle und Ölmalereien. Die Reduktion der Formen auf des Wesentliche, die weichen Übergänge von Form zu Form, von Farbe zu Farbe, die feinen Stimmungen seiner Landschaften faszinierten mich.“
Genau diese Faszination ist es, die auch heute noch den Betrachter seiner Werke erfasst und die Wiederentdeckung des (fast) vergessenen Malers Alexander Neroslow lohnend macht.
„Alexander Neroslow – Ein Malerleben im 20. Jahrhundert“
Eröffnung: 10.04.2014, 17.00 Uhr
Ausstellungsdauer: bis 01.06.2014, täglich von 10.00 bis 18.00 UhrEintritt: zur Ausstellungseröffnung 2,00 Euro; danach 5,00 Euro, ermäßigt 3,00 Euro.

Biografie Alexander Neroslow
•    am 10. September 1891 in St. Petersburg als Sohn eines wohlhabenden Reeders und Kaufmanns geboren
•    ab 1911 Architekturstudium in Dresden, im Ersten Weltkriegs exmatrikuliert und zivilinterniert
•    Werkstudent bei Lovis Corinth (Berlin) und Edmund Kesting (Dresden) 1920 Heirat mit Gertrud Meissner
•    ab 1921 freischaffend als Maler, zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen
•    1929 Gründungsmitglied der Assoziation revolutionärer Künstler in Dresden (ASSO)
•    ab 1934 im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv
•    1942 bis 1945 Verurteilung und Haft im Zuchthaus Waldheim/Sachsen
•    ab 1946 wieder Arbeit als freischaffender Kunstmaler, vorwiegend sächsische Landschaften und Porträts
•    ab 1946 zum Malen genutzte Sommeraufenthalte an der Ostsee
•    1952 bis 1955 Lehre an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
•    ab 1953 Aufenthalte in Wieck auf dem Darß
•    1957 Tod der Ehefrau Gertrud Neroslow, danach Wohnung in Wieck und Leipzig mit Valeska Lenz
•    1967 Eheschließung mit Valeska Lenz
•    A. Neroslow stirbt am 4. Januar 1971 in Leipzig
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