
Zum Richtspruch vom Balkon aus dem 4. Stock des inklusiven Apartmenthauses flattern die Bänder der Richtkrone im Wind und die ersten Gäste spannen bunte Regenschirme auf. So abwechslungsreich wie das Wetter an diesem Richtfest gestaltete sich auch der Ablauf dieses umfangreichen Bauprojekts mit baulichen und witterungsbedingten Herausforderungen. Dennoch liegen die Baukosten im geplanten Rahmen und die Arbeiten nur wenig hinter dem Zeitplan, so dass sich etwa 80 Gäste, unter ihnen auch wieder Detlef Jünemann und Mathias Bloch vom Bewohnerbeirat des Vielfalters, zum Richtfest in der Polentzstraße einfanden.
Hier in Schwerin-Lankow baut die Vielfalter gGmbH seit April 2023 ein für Norddeutschland einzigartiges barrierefreies, inklusives Wohnquartier. Inzwischen sind 34 Bewohnerinnen und Bewohner mit geistiger Behinderung und zum Teil besonderem Unterstützungsbedarf in den Umbau und den Anbau am Ort der bisherigen Wohnstätte eingezogen. Im dritten Bauabschnitt entsteht nun 40 barrierefreie Sozialwohnungen für ein oder zwei Personen auf fünf Etagen sowie ein weiterer Begegnungsort für die Schwerinerinnen und Schweriner. Neben den Wohnungen für Menschen mit und ohne Behinderung wird er eine Tagesstätte, eine Beratungsstelle sowie Anlaufstellen für die Angebote des Bereichs Familie und Freizeit sowie der Lebenshilfe Schwerin e. V. umfassen.
Geschäftsführer Stephan Hüppler betont, dass das 14 Millionen Euro umfassende Bauvorhaben für barrierefreies Wohnen ein wichtiges und außergewöhnliches Inklusionsprojekt für unsere Stadt ist. Möglich werde dieses bisher größte Bauprojekt der Vielfalter gGmbH nur durch Mittel aus der Städtebauförderung, für den Sozialen Wohnungsbau und aus dem Strategiefonds des Landes, die den Eigenanteil ergänzen, so Hüppler. Er geht davon aus, dass die Bauarbeiten zum Jahreswechsel abgeschlossen sind, immerhin warten bereits 60 Interessenten auf der Anmeldeliste für die 40 Einzel- und Doppelapartments auf eine Zusage und einen Einzugstermin.
Auch Sozialministerin Stephanie Drese spricht von einem herausragenden Projekt: „Das neue Wohnquartier wird ein Leuchtturm für inklusives Wohnen, der weit über die Landeshauptstadt hinaus strahlen wird. Hier entsteht nicht nur ein Gebäude, sondern ein Ort der Begegnung und des Wohnens für Menschen mit und ohne Behinderungen. Hier wird eine Vision von Gemeinschaft und Inklusion und des gegenseitigen Respekts umgesetzt.“
Die Ministerin betonte gleichzeitig, dass das Projekt nur durch das große Engagement vieler Akteure gelingen kann. „Mein aufrichtiger Dank und mein großer Respekt gelten deshalb vor allem der Vielfalter gGmbH. Ihre Vision, Ihr Engagement und das Erbe Ihrer Gründungsorganisationen, der Dreescher Werkstätten und der ANKER Sozialarbeit, haben dieses ehrgeizige Projekt Wirklichkeit werden lassen“, sagte Drese.
Dr. Rico Badenschier erinnert sich noch gut an die Anfänge des Projekts: „Es hat mich während der Planungs- und Bauphase immer wieder beeindruckt, mit welcher Energie und welchem Optimismus die Vielfalter gGmbH, auch gemeinsam mit den Fördermittelgebern und Unterstützern, dieses Projekt auf die Beine stellt. Als Oberbürgermeister macht es mich stolz, dass die Vielfalter gGmbH als starker sozialer Träger in unserer Stadt aktiv ist und gemeinsam mit uns als Landeshauptstadt ein Zeichen für Menschen mit Behinderung setzt.“
Vor dem Richtspruch von Dachdecker Marcus Raatz sprachen er und Stephan Hüppler vor allem dem gesamten Bauteam ihren Dank aus. Auf traditionelle Weise zerschellten die Gläser nach dem Richtspruch auf dem Boden, auf dass dem Neubau und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie allen Gästen eine glückliche Zukunft bevorstehen möge.