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Röhrichte an Schweriner Seen

Röhrichtentwicklung und Schutzmaßnahmen

 © Landeshauptstadt Schwerin

Im Auftrag der Stadtverwaltung (Fachdienst Umwelt) haben Gutachter  im Jahr 2018 ein „Grobes Röhrichtschutz- und Entwicklungskonzept der Seeufer im Schweriner Stadtgebiet“ von 1953 - 2016 erstellt. Für einige Seeuferabschnitte finden sich konkrete Maßnahmenvorschläge in der Anlage 4 der „Studie zum Schutz und zur Vermehrung von Röhrichtzonen als Habitaträume von Wasservögeln innerhalb des Europäischen Vogelschutzgebietes „Schweriner Seen“ (DE 2235-402)“, die für  des Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg erstellt wurde.

Nachfolgend möchten wir Ihnen zusammenfassend einen Einblick in das Röhrichtschutz- und Entwicklungskonzept für Schweriner Seeufer (Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider GmbH 2018) geben:

Bestandsentwicklung 1953 - 2016

Für dieses Grobkonzept wurde die Entwicklung der Wasserröhrichte in den Seen im Schweriner Stadtgebiet untersucht. Im Vergleich zur historischen Ausdehnung der Röhrichtgürtel in den 1950ern waren in den meisten Seen die Röhrichtbestände in den 1990ern stark zurückgegangen. Nur im Medeweger See ist über die Zeit ein noch relativ ungeschädigter, großflächiger Röhrichtgürtel bestehen geblieben. Gegenüber den aus Luftbildern ermittelten Röhrichtflächen von 1953 hat es im Schweriner Innensee im Jahr 2016 einen Flächenverlust von 52% und im Bereich des Ziegelaußensee ein Verlust von 60% gegeben.

Bestandsentwicklung 1996 - 2006

Im Schweriner Innensee sowie den meisten der kleineren Seen im Stadtgebiet kam es zwischen 1996 und 2006 zunächst zu einer deutlichen Röhrichtausbreitung (starke Verluste waren jedoch im Lankower See zu vermerken).

Bestandsentwicklung 2006 - 2016
 © Landeshauptstadt Schwerin/Dr. Hauke Behr

Zwischen 2006 und 2016 folgte dann in fast allen Seen eine Stagnation der Röhrichtentwicklung oder ein Verlust von Röhrichtflächen (mit extremen Verlusten u.a. im Ziegelaußensee und Ziegelinnensee). Im gesamten Stadtgebiet kam es insgesamt zu einem leichten Röhrichtrückgang (siehe folgende Tabelle). Im Schweriner Innensee konnte in diesem Zeitraum zwar noch eine leichte Zunahme der Röhrichtflächen festgestellt werden, doch kam es zu Verschlechterungen in der Röhrichtqualität. Ziegelaußensee, Oberer Ostorfer See und Schweriner Innensee wiesen 2016 im Stadtvergleich den größten Anteil an Wasserröhrichten mit nur schlechten Deckungsgraden (<15%) auf.

Zusammenfassung der Röhrichtentwicklung (ohne Schwimmblattfluren) in den Seen im Schweriner Stadtgebiet von 1996 bis 2016

See Röhrichtausdehnung 1996 Röhrichtausdehnung 2006 Röhrichtausdehnung 2016
Fauler See 0,42 ha 0,53 ha 0,96 ha
Heidensee 0,67 ha  0,73 ha 0,68 ha
Schweriner Innensee 25,49 ha 36,37 ha 37,04 ha
Lankower See 0,66 ha 0,46 ha 0,39 ha
Medeweger See 6,86 ha  8,89 ha  9,13 ha 
Neumühler See 2,84 ha 5,44 ha 5,66 ha
Oberer Ostorfer See 1,51 ha 1,84 ha 1,78 ha
Unterer Ostorfer See 2,99 ha 3,59 ha 3,1 ha
Ziegelaußensee 10,32 ha 9,69 ha 7,48 ha
Ziegelinnensee 0,29 ha 0,63 ha 0,47 ha
Gesamt 52,05 ha 68,16 ha 66,7 ha

 

Schädigungsgrade der Wasserröhrichte an Schweriner Seen in 2016

Schädigungsgrade 2016 © Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider GmbH

Eine qualitative Verschlechterung von 2006 zu 2016 wurde auch bei der Untersuchung der Schädigungsgrade der Uferröhrichte deutlich; insbesondere im Oberen und Unteren Ostorfer See, Ziegelaußensee sowie Schweriner Innensee verschlechterten sich die Schädigungsgrade für große Anteile der Uferlinien. Beobachtungen während weiterer Befahrungen des Untersuchungsgebiets lassen darauf schließen, dass es im Ziegelaußensee und Schweriner Innensee auch im Zeitraum 2016-2018 lokal zu teils gravierenden Röhrichtschädigungen und -rückgängen gekommen ist.
Für die Jahre 2006 und 2016 wurden für alle Seen im Schweriner Stadtgebiet die Schädigungsgrade der Wasserröhrichte ermittelt. Starke bis sehr starke Verbiss-Schäden durch Wasservögel konnten u.a.a. im Frühjahr 2018 im Schweriner Innensee sowie im Ziegelaußensee an einigen Uferabschnitten nachgewiesen werden.

Schädigungsgrade der Wasserröhrichte an Schweriner Seen von 2006 bis 2016

Veränderung der Schädigungsgrade der Wasserröhrichte 2006 - 2016 © Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider GmbH

Die Abbildung zeigt Veränderung der Schädigungsgrade der Wasserröhrichte zwischen 2006 und 2016. Mit Ausnahme des röhrichtfreien Pfaffenteichs weisen alle Seen lokal sowohl komplette Neuentwicklungen als auch komplette Verluste von Röhrichtflächen auf.
Vergleicht man die Anteile der Verschlechterungen und Verbesserungen insgesamt, so überwiegen bei den meisten großen Seen (einschließlich Ziegelaußensee und Schweriner Innensee) die Verschlechterungen, die Röhrichte wurden zunehmend geschädigt.

Konfliktanalyse und Handlungsbedarf

Es wurde eine Konfliktanalyse durchgeführt, um potentielle Ursachen für den Röhrichtrückgang oder die zunehmende Schädigung der Wasserröhrichte abzuschätzen. Als Hauptursachen wurden dabei vier Faktorenkomplexe herausgestellt:

  • Verbiss durch Wildtiere (insbesondere Fraßschäden durch Graugänse, Schwäne und Bisam)
  • Ufererosion (Kliffbildung am Ufer, Uferabbrüche, Bildung von Kliffkanten unter der Wasseroberfläche)
  • Wasserstandsregulierung (Einschränkung der Schilfausbreitung durch hohe Wasserstände im Sommer, Verstärkung der Ufererosion)
  • Befall durch auf Schilf spezialisierte pathogene Oomyceten (mögliche Hauptursache für das Absterben vorgeschädigter Bestände, …)
  • Weitere starke Schadfaktoren mit regionaler oder lokaler Relevanz sind die Ausbreitung von Gehölzen, Uferverbauung, Konflikte mit Bootsverkehr und Freizeitnutzung, Halmbruch durch mechanische Belastung sowie Eutrophierung.

Basierend auf diesen Ergebnissen wurde ein grobes Röhrichtschutz- und Entwicklungskonzept erarbeitet. Grundlegende Zielsetzung ist der Erhalt und die Entwicklung von störungsarmen Röhrichtzonen als Habitaträume für Wasservögel. Hoher Handlungsbedarf besteht insbesondere in den Bereichen Gehölzmanagement, Management von potentiell röhrichtschädigenden Tierarten, Minderung von Erosionsprozessen, Wasserstandsmanagement, Lenkung der Freizeitnutzung sowie Wasservogel-Management.

Maßnahmenvorschläge (Auswahl)

Zum Schutz und zur Vermehrung von Röhrichtzonen wurde ein Maßnahmenkatalog mit konkreten Handlungsempfehlungen vorgestellt. Diese umfassen unter anderem die Wiederansiedlung von Röhrichten in Flachwasserbereichen, vorzugsweise in Kombination mit Sandvorspülungen und  Wellenschutz-maßnahmen. Als besonders effektive Schutzmaßnahme vor Wellenschlag wird die Errichtung von doppelreihigen Palisaden empfohlen. Palisaden sollten auch zum Schutz der durch Erosion stark betroffenen Uferabschnitte eingesetzt werden. Unter Umständen ist auch eine Gehölzentfernung im Uferbereich notwendig. Darüber hinaus sollten Zaunanlagen in den Gebieten mit besonders starkem Röhrichtverbiss insbesondere durch Wasservögel errichtet werden.

In der Anlage 4 der „Studie zum Schutz und zur Vermehrung von Röhrichtzonen als Habitaträume von Wasservögeln innerhalb des Europäischen Vogelschutzgebietes „Schweriner Seen“ (DE 2235-402)“   ( http://www.stalu-mv.de/wm/Themen/Naturschutz-und-Landschaftspflege/NATURA-2000/ ), die für  des Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg erstellt wurde, sind auch konkrete Sofortmaßnahmen (mobile Zäune zum Schutz vor Verbiss durch Wasservögel, Bisam und Nutria) zur Verhinderung weiterer Verbissschäden am Südufer des Schweriner Innensees und an Uferabschnitten des Ziegelaußensees beschrieben. Am Ende dieser Seite finden sich Links zu Informationen über Schutz- und Renaturierungsmaßnahmen an Seeufern aus Berlin, Schleswig-Holstein und vom Bodensee.

Wasseröhricht-Bestand 2016 hinter einer seit 2008 bestehenden Palisaden-Wellenschutzanlage im Schweriner Innensee (Bereich Schelfwerder-SW)
 © Landeshauptstadt Schwerin

Hinter der 2008 zur Kompensation eines Eingriffs in den Naturhaushalt durch ein anderes Bauvorhaben errichteten, lückigen Palisaden-Doppelreihe hat sich in der Kartierung der Wasservögel durch Dr. W. Scheller (SALIX 2010) die relativ größte Artenvielfalt in diesem etwa 100m langen Bereich des Schweriner Innensees und Ziegelaußensee eingestellt. In diesem Abschnitt wurden  allein 11 Röhricht bewohnende Arten, darunter seltene Arten wie die Reiherente, Kolbenente und Schnatterente, registriert

Wasserröhricht-Bestandsentwicklung von 2006 – 2016 hinter Wellenschutzanlage im Schweriner Innensee (Bereich Schelfwerder-SW)
 © Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider GmbH

Auf dem Color-Infrarot-Luftbild sind die kleinen Unterbrechungen der Wellenschutzanlage gut zu erkennen. Diese Lücken soll insbesondere Fischen den Wechsel zwischen beiden durch die Palisaden getrennten Flächen ermöglichen.

Die Darstellung der sich ändernden äußeren Wasser-Röhrichtfront zeigt anschaulich die seit 2006 fortschreitende Ausbreitung dieser Röhrichtfläche im Flachwasserbereich bis 2016. In diesem Bereich gab es auch schon 1953 eine deutlich größere Röhrichtfläche als heute.

Geplante Wasserröhricht-Schutzanlagen im Bereich Schelfwerder SO
 © Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider GmbH

Planung zur Erweiterung der dargestellten Röhrichtschutzanlage Schelfwerder SO (Quelle: "MORDHORST-BRETSCHNEIDER, H.; KRÜGER, S. & LUTHE, H. (2018): Studie zum Schutz und zur Vermehrung von Röhrichtzonen als Habitaträume von Wasservögeln innerhalb des Europäischen Vogelschutzgebietes „Schweriner Seen“ (DE 2235-402); Gutachten im Auftrag des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt (StALU) Westmecklenburg; www.stalu-mv.de). Bis 2015 waren im Berliner …“Müggelsee  2.800 m der Uferlinie und damit 24 % des Gesamtufers mit Holzpalisaden geschützt. Diese Bauten scheinen zumindest abschnittweise einen positiven Effekt auf den Röhrichtbestand auszuüben. Die Erosion sowie das Befahren werden in diesen Be-reichen deutlich erschwert. Für Jungfische und das Makrozoobenthos stellen diese Flachwasserbereiche eine Rückzugsmöglichkeit dar. Bei schlechter Durchströmung treten anaerobe Zonen auf, die eine artenreiche Besiedlung einschränke“ (Quelle: https://www.berlin.de/senuvk/umwelt/wasser/eg-wrrl/download/Spree-Endbericht20151002.pdf)

Karte mit 2016 kartierten Röhrichtbeständen an Ufern der Insel Kaninchenwerder und Ziegelwerder
 © Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider GmbH

Karte mit exemplarischer Darstellung der Röhrichtflächenentwicklung von 1953 - 2016 im Bereich der Inseln Kaninchenwerder (NSG) und Ziegelwerder (NSG),Teilbereich des Schweriner Innensees (EU-Vogelschutzgebiet und LSG). Quelle: "MORDHORST-BRETSCHNEIDER, H.; KRÜGER, S. & LUTHE, H. (2018) Grobes Röhrichtschutz- und Entwicklungskonzept der Seeufer im Schweriner Stadtgebiet (2018). Anlage 1. Gutachten im Auftrag des Fachdienst Umwelt der Landeshauptstadt Schwerin. Weitere Karten stehen am Ende dieser Seite zum download bereit.

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Kontakt

Landeshauptstadt Schwerin - Fachgruppe Naturschutz und Landschaftspflege

Frau Britta Gronewold
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