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Schweriner Kulturforum zeigt den Berliner Künstler Manfred Butzmann 22.07.2014

Ab dem 25. Juli 2014 ist unter dem Titel „Alles Heimatkunde“ erstmals in Schwerin in einer
großen Ausstellung im Schleswig-Holstein-Haus das Werk des Berliner Grafikers, Zeichners,
Aquarellisten und Plakatkünstlers Manfred Butzmann zu sehen.  Bis zum 31. August zeigt das Schleswig-Holstein-Haus den Querschnitt durch das Gesamtwerk des 1942 geborenen, vielseitigen und umtriebigen Künstlers.
Wolfgang Thierse hat anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung Manfred Butzmanns 2009
gemutmaßt, dass der Begriff „Heimatkunde“, gäbe es ihn nicht schon längst, spätestens von
Manfred Butzmann erfunden worden wäre. Dieser Begriff kennzeichnet die Denk- und
Arbeitsweise des Künstlers seit Jahrzehnten: Butzmann ist ein Heimatkundler, ein Entdecker und
Erforscher der unmittelbaren Lebensumwelt aus Leidenschaft und Überzeugung. Er misstraut dem
ersten Eindruck, dem Äußeren und schaut hinter die Fassaden.
Seine Bilder sind Heimatkunde im besten Sinn: Erkundung der unmittelbaren Lebensumwelt. Als
Kritischer  Augenzeuge nimmt er auch die unscheinbarsten Kleinigkeiten seiner Umwelt auf,
bestimmt sie über ihre soziale Bedeutung und gibt ihnen einen symbolischen Gehalt. Dies aber
nie mit dem Habitus eines Moralisten, sondern als unermüdlicher Heimaterkunder. Butzmanns
Werke sind künstlerische Dokumente genauen Hinsehens, pointierte Kommentare zum Alltag
zwischen leiser Ironie und anklagendem Aufschrei.
Seine Arbeiten irritieren, zeigen Unzulänglichkeiten auf, benennen Widersprüche, provozieren.
Der kritische Blick war und ist wesentliches Merkmal der künstlerischen Arbeit Manfred
Butzmanns. Sein genaues Hinsehen zwingt den Betrachter seiner Bilder zu gedanklicher
Anstrengung. Sie schärfen den Blick und verstehen sich als Ermutigung oder sogar als
Aufforderung zum Einmischen, wie er sich einmischt und immer eingemischt hat.
Mit seinen Plakaten prangert er Missstände an: „Bürger schützt eure Steige!“ zeigt Fotografien von verwahrlosten Gehwegen; „Ein Platz für Bäume“ präsentiert Fotos von Löchern in Gehwegen, wo einst Bäume standen.
Dass er mit derartigem künstlerischem Engagement schließlich bei der Staatsmacht aneckte, war
nur eine Frage der Zeit. Doch auch Auflagenbeschränkung und Zensur konnten den kritischen
Geist nicht bezähmen. Er nahm allen Mut zusammen und fuhr mit dem Fahrrad vor das
monströse ZK-Gebäude am Berliner Marx-Engels-Platz. Es gelang ihm, zum Bezirkschef
Schabowski vorgelassen zu werden. Er breitete sämtliche Plakate aus, die er bis dahin entworfen
hatte, und forderte den Parteigewaltigen auf, das vermeintlich Destruktive zu benennen.
Solches Handeln macht deutlich, dass Kunst und Leben bei Butzmann untrennbar verbunden
sind, Kunst ist immer auch Lebenskunst, Orientierungshilfe, Aufklärung, kritischer Stachel,
Denkzettel.Er legte schon immer den Finger in die Wunden und tut dies auch heute noch. Manfred Butzmann brauchte nach 1989/90 keine persönliche Wende, keinen Neuanfang oder
Umbruch, er konnte an seinen Themen, an seiner Ästhetik festhalten.
Doch in Manfred Butzmann und seiner Kunst nur den „Störenfried aller sorglosen bürgerlichen
Behaglichkeit“ (Ingeborg Ruthe) oder die „Ein-Mann-Bürgerbewegung“ (Klaus Büstrin) zu sehen,
greift entschieden zu kurz. Das künstlerische Werk Manfred Butzmanns ist von fast
überbordender Fülle. Malerei, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgrafik, Abreibungen, Plakate oder
Buchillustrationen füllen ein mehr als 40jähriges künstlerisches Schaffen.
Insbesondere „seine“ Stadt Berlin hat es ihm angetan: Die beiden Grafikfolgen mit Aquatinta-
Radierungen „Steinernes Berlin“ zeigen fast durchweg eine nahezu menschenleere Stadt:
Giebelwände und Hausfassaden, die wie skelettiert wirken; Baugruben, Hausdurchgänge,
Brücken und Plätze, alte Fabriken: Berliner Geschichte, Berliner Melancholie, Trostlosigkeit und
zugleich aufrüttelnder Sarkasmus und Berliner Witz.
Sein Studium als Meisterschüler an der Akademie der Künste bei Werner Klemke wurde 1976
von der Einberufung zum Reservedienst in der NVA unterbrochen. Auch hier verzichtete er nicht
darauf, seine Umwelt zeichnerisch festzuhalten; oftmals mit Kugelschreiber skizzierte er Kasernen und Soldatenleben, hielt die kargen Soldatenbuden oder den leergefegten Appellplatz im Bild fest. Aus allem wurde eine Grafikfolge, in der er Schießplatz, Kaserne, Gasmasken,
Atomschutzanzüge und Übungsgelände in ihrer Mischung aus Bedrohung und Lächerlichkeit
präzise fixierte.
Beeindruckend sind auch seine Porträts und Milieustudien, insbesondere jene der Gäste der
Berliner Kneipe „Molle“. In einem am Kneipentisch entstandenen Tagebuch, schuf er
Zeichnungen mit einem gewöhnlichen Fineliner und Bleistift oder Aquarelle in der schummrigen
Dunkelheit und im Dunst der Kneipe: ausdrucksstarke Milieustudien, die an Chodowiecki oder
Zille erinnern. Jens Sparschuh bezeichnet ihn gar als „Wiedergänger Zilles“.
Überhaupt: „Mit dem Aquarell hat der Aufklärer Manfred Butzmann ein heimliches
Liebesverhältnis“, schrieb der Kunsthistoriker und Freund Butzmanns, Diether Schmidt, „Er hat es - bei aller Zurückhaltung, es in Ausstellung und Sammlung zu offenbaren - intensiv gepflegt.“
Diese Zurückhaltung gibt er für die Schweriner Ausstellung auf, seine Aquarelle, darunter auch
neue Arbeiten, bilden einen Schwerpunkt der Präsentation.
Angesichts der Vielfalt und Fülle des Werks von Manfred Butzmann kann die Ausstellung nur
einen Querschnitt zeigen. Dazu gehören aber unbedingt die seit 1985 entstehenden Abreibungen
(Frottagen), mit denen er eine uralte Drucktechnik wiederbelebt. Mit Seidenpapier und
Druckfarbe zieht er in Kirchen, Hausflure, Museen, Kneipen oder auf jüdische Friedhöfe. Die
Spuren der Geschichte auf alten Grabplatten oder Grabsteinen, in Hausfluren, an Tischen und
Türen, Häuserwänden oder Steinböden werden mit den Frottagen wieder ans Licht geholt –
Heimatkunde in Butzmanns Sinn: sichtbar machen, was sonst beim Darüber- oder Vorbeilaufen
unbeachtet bleibt.

Manf red Butzmann
Manfred Butzmann, geboren 1942, kam schon am Gymnasium in Potsdam zur Kunst. Seine
Ausbildung als Offsetretuscheur eröffnete ihm neue Möglichkeiten und Techniken, besonders der
Vervielfältigung seiner Kunst. Durch die Teilnahme am Malzirkel Caputh bei Magnus Zeller kam
er in Kontakt zu Otto Nagel und Hans Theo Richter. 1964 bis 1969 studierte er an der
Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Arno Mohr, Werner Klemke und Klaus Wittkugel; 1973
bis 1977 ging er als Meisterschüler Werner Klemkes an die Akademie der Künste der DDR. Seit
1970 arbeitet er als freischaffender Grafiker in Berlin. 1991 erhielt er für sein Werk den Käthe-
Kollwitz-Preis der Akademie der Künste zu Berlin und 1999 die Ferdinand von Quast-Medaille
des Landesdenkmalamts Berlin.

Ausstellungsdaten:
Eröffnung: 24.07.2014, 17 Uhr
Begrüßung: Angelika Gramkow, Oberbürgermeisterin und Kulturdezernentin der
Landeshauptstadt Schwerin
Laudatio: Dr. Hela Baudis, Schwerin
Ausstellungsdauer: 25.07.2014 bis 31.08.2014
Öffnungszeiten: täglich 10 – 18 Uhr
Eintritt 2,00 € zur Eröffnung, danach 5,00 €, erm. 3,- €

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