Einmal im Jahr bevölkern ca. 40 Historiendarsteller ein Wochenende lang die historischen Bauernhäuser im Freilichtmuseum Schwerin-Mueß – auch Gebäude, die sonst nicht geöffnet sind.
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Zuletzt waren die Mitglieder und Freunde der Darstellergemeinschaft „Zeitreise Mueß“ am 23. und 24. Juli 2022 auf dem Museumsgelände. Sie begaben sich auf eine Zeitreise in den Sommer 1909.
„Koche auf Vorrat“ lautete die Devise, die seinerzeit von der Firma Weck ausgegeben wurde. Die Firma selbst prägte den Begriff „einwecken“ seit 1901 in ihren Kochanleitungen. Und so lautete das Motto für das diesjährige Treffen der historischen Darstellergemeinschaft im Mueßer Museum „Sommer 1909 – Einmachzeit steht vor der Tür“.
Schon im Juni stehen Garten und Feld in vollem Grün. Die Kirschen reifen. Der Gemüsemarkt in der Stadt bietet Kopfsalat, Spargeln, junge Bohnen, Erbsen, gelbe Rüben, Wirsing, auch sind die neuen Kartoffeln billiger geworden. Im Juli sind die grünen Gemüse vorzüglich, die Gurken häufig, die jungen Enten und Gänse werden fett, der Jäger pürscht den Rehbock, das Frühobst reift.
Die Erntezeit auf den Feldern und in den Gärten im Dorfe ist bereits in vollem Gange. Die Frauen und Mädchen haben reichlich zu tun, denn die Früchte des Gartens sind in diesem Jahr üppig gereift und müssen geerntet und verarbeitet werden. Je mehr Obst und Gemüse haltbar gemacht werden können, desto besser ist die Versorgung in der trüben und kalten Jahreszeit.
Die DarstellerInnen bewohnen und bewirtschaften die Bauernhäuser des Freilichtmuseums Schwerin-Mueß. Alles ist original so wie vor über 100 Jahren: die Gebäude, Alltagsgegenstände, Werkzeuge, Kleidung der Menschen, Mahlzeiten, die gespielten Geschichten, die Sprache und die damaligen Bräuche. So lebten unsere Vorfahren auf dem Dorf. Das möchte die Gemeinschaft möglichst originalgetreu darstellen. In einfachen Verhältnissen, verbunden mit schweißtreibender Arbeit, teils in abhängigen, teils in nützlichen familiären und sozialen Gemeinschaften.
Die Darsteller füllen nicht nur die Büdnerei, den Hirtenkaten und die Schmiede mit Leben. In der alten Mueßer Dorfschule unterrichtet Lehrer Johann Fürchtegott Schütt. Er legt sehr viel Wert auf eine strenge Erziehung. Bespielt werden auch Gebäude und Räume, die sonst nie für BesucherInnen geöffnet sind. In die bescheidenen und engen Wohnungen der alten Häuslerei gegenüber vom Freilichtmuseum ziehen drei Familien ein und gestalten ihren Alltag am Herd, in den Kammern und auf dem Hof. Auch in die Dorfschänke können MuseumsbesucherInnen einkehren oder im Kolonialwarenladen ein Schwätzchen mit Verkäuferin Anneliese Rehhagen halten. Auf dem gesamten Museumsgelände begegnet man so manchen illustren Zeitgenossen der Kaiserzeit.
BesucherInnen können jeweils zwischen 10 und 18 Uhr mit allen Sinnen ganz nah am Dorfgeschehen vor über 100 Jahren sein, miterleben, mit Darstellern ins Gespräch kommen, am Unterricht in der Schule teilnehmen und mit auf die öffentlichen Führungen gehen.
Am Wochenende des 22./23. Juli 2023 kommt die gesamte Darstellergemeinschaft wieder. Einige Darsteller können MuseumsbesucherInnen am jeweils letzten Sonntag im Mai, Juni, September und Oktober zu der Veranstaltung "Sünndags in de Koek" und am 3. Adventswochenende zum Kunsthandwerkermarkt "wintersonnenWERKE" in der Küche der Büdnerei im Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß erleben.